Samstag, 8. Juni 2019

Rastaholm II Björkö rund

 Am Morgen bricht die Armada wieder auf und ich hinterher: Heute will meinen 2. Versuch Rund Björkö starten. Der 1. im letzten Jahr scheiterte kläglich. Diesmal geht es gemächlich los, teils muss ich mit Motor nachhelfen. Dann frischt der Wind langsam auf. Mittlerweile habe ich das Gross ohne Reff oben. Dann rauscht es aber auch im Kielwasser - stellenweise über 6 kn und Tiny schiebt Lage. (Erster Vorteil, dass Yvonne nicht an Bord ist: "Das ist viiieeel zuu schrääg!" hätte ich sie rufen hören....) Aber da das Echolot immer noch nicht tut (habe ich anstelle des Austauschgerätes wieder das alte eingebaut?) ist eine solche Fahrt durch die Inselchen auch ein wenig ein "Blindflug". Also immer hübsch freihalten von den Ufern. Der Wind frischt weiter auf und es wird ein richtiger Ritt. (Wer den Törn sehen will, kann rechts im Fenster auf "Show Privious Track" (oder hier) clicken.
Wieder angekommen wiederholt sich die Belegung vom Vortag. Diesmal ohne Armada. Crowdy! Ein schönes deutsches Holzboot kommt auch an. Ich mache dem hanseatischen Skipper ein paar Komplemente zum Zustand seines Bootes, die er bestätigend entgegennimmt. Das ist`s denn auch: Eingebildeter Schnösel denke ich ärgerlich - Es gibt Typen, die mag ich einfach nicht. Später versuche ich mich mal aus seinen Augen zu sehen: Männlicher Einzelgänger, Typ intellektueller EasyRider: Will anbändeln! So einen lässt man am besten stehen.
Das erinnert mich an meine Internatszeit: Am stärksten erlebt man die Einsamkeit, wenn man zur Gemeinschaft nicht dazugehört.
Na - Einsamkeitsgefühle und Antriebsschwäche? Schieben Herr Skipper eine Depression? Der Herr Skipper weiss aber gar nicht, wie sich eine Depression anfühlt. Also eher nein! Yvonne meinte auch am Telefon: Ich solle gefälligst stolz sein, da ich nun Börkö rund geschafft habe. Ach ja richtig....
Jedenfalls kommt eine Front und es trübt ein. Aber im Gegensatz zur Dämmerung gehen die Fronten hier im Schnellgang durch: Der Druck steigt schon wieder. Und morgen ist Pfingsten mit (zu) viel Wind. Aber das das passt ja auch. (Wem das nichts sagt, der hat im Religionsunterricht an einer entscheidenden Stelle gefehlt.)



Freitag, 7. Juni 2019

Rastaholm I crowdy

Tiny läuft mit Wind von hinten
Den Code gleich tätowieren schlägt der Hafenmeister von Rastaholm vor. Er hat offenbar Erfahrung mit älteren Leuten.
Suchbild: Wo ist Tiny?
Jedenfalls funktioniert der Code für den Müll (ein Zahlenschloss) in Södertälje nicht, sodass ich kurzerhand den davor stehenden Papierkorb in eine Mülltonne umfunktioniere. Dann Kanister mit Benzin gefüllt - wieder ein Zahlenproblem: Die Zapfsäulen haben Nummern, aber sie sind nicht an (allen) Zapfsäulen - und mit Diesel (1.Versuch) kann unser Generator nur den Dienst nachhaltig verweigern.

Da nach Södertälje der Süsswasserbereich der Melaren (Seengebiet bei Stockholm) anfängt, werden Salz- und Süsswasser durch eine Schleuse getrennt. (Hub 20 cm). Als ich auf die Schleuse los will, streikt die gesamte Elektronik. "nicht fummeln Liebling"? Diesmal doch, da war ein Kabel locker! Dann ging es und ich mit Rückenwind in die Schleuse. Der Rückenwind hält auch durch, sodass ich das Vorsegel aufziehe und mit dem bisschen Tuch stellenweise 5 kn laufe. Der Wind ist ziemlich böig und wechselt auch gern die Richtung, was von hinten nicht so nett ist: Mal Segel auf Backbord, mal auf Steuerbord.

Nachmittag und Abend
Gleichwohl geht es eigentlich gemütlich nach Rastaholm.
Blaubeersuppe
mit Zitronensaft
Dort will mir der Hafenmeister, ja, der mit dem Tatoo-Vorschlag, empfehlen mit Heckanker anzulegen. Davon halte ich aber gar nichts. (Einhand: Nach vorn hechten, den Anker aus dem Bugkasten würgen und nach hinten ins Wasser werfen? Und dabei immer hübsch Kurs halten!) "Mein Schiff ist kurz" rufe ich zurück und er lässt mich gewähren. So lege ich an Heckboje und Kai an, was unter den Augen des Hafenmeisters (er nimmt die vorderen Leinen an) ohne Peinlichkeiten gelingt.

Abends
Kaum vertäut sehe ich eine Armada von 20 Motorbooten kommen. Der Eskiltuna-Motorclubben im Anmarsch. In kurzer Zeit ist es mit der Ruhe vorbei. Jetzt liegt Tiny eingeklemmt. Die Motorbootfahrer ist jetzt ins Restaurant zum Essen - sodass langsam doch noch Abendstimmung aufkommt.


Donnerstag, 6. Juni 2019

Södertälje - Tiny update




Die Abende sind das Schönste hier. Die Dämmerung wird gen Norden bekanntlich immer länger (am Pol ein viertel Jahr) so auch hier. Es wird nicht nur später, sondern auch langsamer dunkel. Und nach dem heissen Tag heute weht nun ein mildes Lüftchen.
So sitze ich hier mit einem Glas Zitronensaft und lassen diesen Tag Revue passieren: Mehrere Themen habe ich heute zu bearbeiten:

  • Die Toilette zieht kein Wassser.
  • Die mitgebrachte Solaranlage einbauen.
  • Die mitgebrachte Batterie einbauen
  • Für Strom (230V) sorgen.

Es ging aber nur mühsam!
Etwa die Toilette: Da es den Schlauch für das Spülwasser zusammengedrückt hat, nehme ich an, dass da irgendetwas verstopft ist. Die Annahme ist zwar richtig, aber die "Verstopfung" ist mal so geplant worden (von wem wohl?). Nach dem ich die Verkleidung abgenommen habe, wird klar: Wir werden senil: Ich habe die Ventile verwechselt! Also richtiges Ventil auf und siehe: Alles funktioniert wie vorgesehen. Also alles wieder schon zusammenbauen (und sich abends noch eine Standpauke von Yvonne anhören - immerhin, immer wenn sie so richtig in Fahrt kommt, bricht die Leitung zusammen. Endlich spielt die Technik mal auf meiner Seite!) Ich soll doch nachdenken und nicht gleich losfummeln!
Also gut probieren wird diese Maxime beim nächsten Kandiaten: Überwachung des Batteriestroms. Intelligentes System - nach meinem Eindruck zu intelligent: Den angezeigten Werten will ich kein Vertrauen schenken. Aber nach neuer Maxime: Abwarten! Im Laufe des Abends werden die Werte immer vertrauenserweckender...
Für die Solaranlage habe ich dann auch die Tiny-Version entschieden: Kein neues Loch in die Decke (immer ein Problem mit Lekage) sondern fliegende Lösung. Erkläre ich jetzt nicht, funktioniert aber, wenn auch nicht mit der Katalogleistung.
Ja, und der Strom: Nach zwei vergeblichen Telefonanrufen (aber sie waren leider auch nicht um sonst wegen der Roaming-Gebüren) und Befragung eines Dauerliegers komme ich nicht weiter. Schliesslich kommt der Tipp: Hafenmeisterin ist im Laden! Die zeigt mir dann, wie einfach das ist - ist wirklich einfach - und erledigt gleich meine Bestellung für die heutige Nacht. Dummerweise hat sie mir aber den Code für die Waschräume nicht gegeben, ich hatte ja noch einen (aber eben auch da bin ich wieder mal von gestern...) So stehe ich denn mit dem alten und damit falschen Code abends vor der Tür, die nur beep beep macht und an einer passenden Stelle errötet. Ich jedenfalls bleibe draussen, und das obwohl ich bezahlt hatte. So gehe ich ruhigen Gewissens erneut zum Dauerlieger, ob er mir den Code sagen könne. One Six Four Five. Ich gehe also wieder zur Tür und kam mit 1654 nicht hinein. Da meine phonetische Schleife mir aber den englischen Text (ohne Verständnis) ins Bewusstsein holt, merke ich meinen Staulen-Tellscher. (Wer das ohne Stolpern lesen kann, darf sich auch auf Legastenie - heute LSR - untersuchen lassen) und der gemütliche Teil des Abends beginnt. Womit wir am Beginn des Textes angelangt sind....

Mittwoch, 5. Juni 2019

Ins Wasser

Um 11:30 soll Tiny ins Wasser. Da gibt es ab 7:00 genug zu tun. Frühstück erst, als der Hunger kommt. Aber ich bin rechtzeitig fertig. Dann wird sie auf ihrem Gestell ans Wasser gefahren und dort mit einem modifizierten Gabelstabler ins Wasser gelassen. Die Tragegurte kommen erst ab, nachdem ich bestätigt habe, dass Tiny trocken bleibt.
Nun bugsiere ich sie langsam rückwärts von der Wasserungsstelle in den Anleger nebenan. Erstes Einhandhafenmanöver bei glücklicher Weise schwachem Seitenwind. Da keiner hilft, muss ich alle Leinen alleine ausbringen - gute Übung. In der Mittagshitze - hier ist es richtig heiss! - lege ich eine Siesta ein.

Zeit zum Nachdenken: Erst einmal entspannen. Ich liege einfach so hingestreckt und döse. D.h. eigentlich beobachte ich, wie sich die Erschöpfung langsam in Normal verwandelt. Aber dabei entsteht überhaupt noch kein Bedürfnis aufzustehen und abzufahren. "Kein Stress" hat Yvonne mir eingeschärft. Also ich muss offenbar nicht. Jedenfalls jetzt noch nicht. Ungewohntes Gefühl. Gedanken über Verhaltenstherapie - habe ich früher nie gemocht - tauchen auf: Gewohnheiten ändert man nicht durch Entschluss, sondern durch Übung und Pflege. Also doch Verhaltenstherapie? Jedenfalls wenn sich Verhaltensweisen bereits eingeschliffen haben. Naja, irgendwann (nach 4h) bin ich dann aufgebrochen und nach Södertälje getuckert. Sind nur 1.5 sm (3 km) Dort ist dann das Hafenkontor geschlossen: Öffnung erst am 15.6. vorher bezahlen per Internet. Immerhin konnte ich so mal duschen.
Dies Essen (und Trinken) hat zwar wirklich gut geschmeckt, aber da sind gleich mal fast 30 CHF weg.
So trödele ich in den Abend hinein um dann noch mit dem Rucksack bewaffnet einkaufen zu gehen. Yvonne ist ganz enttäuscht, dass ich sie dazu gar nicht mehr brauche. (Yvonne, das täuscht!) Aber verhungern werde ich hier nicht.

Problem ist hier: Es gibt keinen Strom. Deshalb muss ich morgen die Solaranlage anschliessen. Und jetzt den Labtop schonen. Der lässt sich nur mit 230V aufladen. Also schnell noch diesen Text und dann aus - und dunkel!


Flug und Ankunft bei Tiny

4:15 Aufstehen! Dann fährt mich Yvonne lieber Weise zum Flughafen Basel-Mulhouse. Es dämmert langsam (mir auch, dass es jetzt wirklich los gehen wird.) Für die Gepäckaufgabe haben wir genau gezirkelt: <23Kg (Deswegen wurde der Rucksack (Handgepäck) recht schwer) Aber auf deren Waage sind es dann doch 23.1 Kg. "Ist kein Problem." Das Gepäck kommt trotz eingepacktem Ladegerät wohlbehalten an. Beim Checkin wird erwartungsgemäss der Rucksack auseinander genommen. Wer hat auch schon eine kleine Heizung im Rucksack?
Dann steigen wir nach einer Platzrunde über Basel auf.

Ich erinnere mich an einen meiner ersten Flüge vor 40 Jahren, damals zu einer wichtigen Jugendtagung im England: Die Seele voller Ideale und Tatendrang. Aber auf dem Flug die gleiche "Abgehobenheit": Über den Wolken, unten die Erde eher im trüben Licht - und doch in jedem kleinen Dorf wird geboren, geliebt, gelitten und gestorben - und wenn´s gut geht, gibt´s Entwicklung..
Und nach 40 Jahren? Ist es gut gegangen? Was ist geblieben von den grossen Idealen, den vorgeburtlichen Entschlüssen? Vieles habe ich wohl bewirkt, aber das, was mir wichtig war - die Krebsforschung weiter zu bringen - kaum. Und ich kann nicht einmal anderen die Schuld geben! Ich bekam, was ich brauchte.

Wohl auch deshalb wollte ich dann mal etwas "nur für mich" bauen: Tiny - wohl um zu sehen, ob ich das wirklich fertig bringe? Nein - ich habe in keinem Moment gezweifelt, dass Tiny mal schwimmen wird. Mehr, weil ich mir mal eine grosse Freude machen wollte. Und ein Glück, dass Yvonne auch "angebissen" hat, so wurde Tiny zum gemeinsamen Werk.
Nun steht Tiny also in Södertälje: Wir fliegen gerade daran vorbei. Dann Landung in Arlanda/Stockholm und mit dem Expresszug nach Stockholm. Zug und Bahnhofwechsel in Stockholm: 23 Kg auf dem Rücken, Handgepäck (Rucksack 8 Kg auf der Brust - und dann im Dauerlauf die Treppen runter in die Unterwelt der U-Bahnen. Es reichte gerade noch um den richtigen Zug (auf dem richtigen Bahnsteig zu erwischen) Beim nächsten Umsteigen in Östertälje kommt dummer Weise zur erwarteten Zeit ein Bus mit einer anderen Nummer. Der fährt mich zur Endstation, lässt mich dort 10 min warten und nimmt mich dann wieder nach Östertälje zurück. Der nächste fährt erst in 1h: Also ab in die Pizza - hier umgeben von rotharigen Wickingern gibt es eine Pizza, die so gross ist wie ein Schubkarrenrad. Aber sie schmeckt. So komme ich denn zur vorgesehenen Zeit (12:00) in der Werft an und finde Tiny so richtig eingesaut. Sand und Pollen überall. Aber davon und vom Einkaufen und Aufriggen erzähle ich jetzt nicht mehr. Jetzt ist es 0:30 Uhr und Yvonne hat mir eingeschärft, ich soll langsam machen! Also die Unordnung bleibt bis morgen (heute).